Vier Jahrzehnte für den Fußball – Karl Elsler und Richard Degasperi blicken zurück

INTERVIEW RICHIE & CHARLY

MAXIMILIAN THALER: Vor mir sitzen, zu zweit, 86 Jahre Ausschusstätigkeit für den AFC Terlan – eine unglaubliche Zahl. Karl, du bist 1980 in besagtes Gremium eingetreten, Richard, du hingegen zwei Jahre später. Nehmt uns einmal mit in diese Zeit: wie hat das Fußballspielen in Terlan im Jahre 1980 ausgesehen?

KARL ELSLER: Ich würde, wenn dies in Ordnung ist, noch ein paar Jahre weiter zurückgehen: in den ersten Jahren des Clubs [nach der Gründung 1970, Anm. d. Red.] sind wir für die Heimspiele stets in andere Dörfer gefahren – dann wurde 1976 der Fußballplatz hier gebaut, zu einem perfekten Zeitpunkt: in der ersten Saison mit eigenem Feld sind wir sofort in die 2. Amateurliga aufgestiegen. Im Jahr zuvor hatten wir in der dritten Amateurliga die Heimspiele in Nals ausgetragen, haben das gesamte Jahr über nie verloren und am Ende trotzdem nicht den Sprung ins Oberhaus geschafft. Der erste Aufstieg der Vereinsgeschichte in die 2. Amateurliga war natürlich ein besonderes Erlebnis – mit Spielern, die nie aktiv in Jugendteams gespielt haben, weil es diese zu Beginn ja noch nicht gegeben hat. Um den ersten Aufstieg herum wurde dann ein Jugendteam [eine B-Jugend, Anm. d. Red.] zusammengestellt, für welches ich zu jener Zeit leider schon zu alt war. Ich habe jedoch ein Jahr mit ihnen trainiert, Richard ging nach Andrian, um dort in der Jugend zu spielen. Erst später wurde dann die A-Jugendmannschaft konstruiert. Mit ihr haben wir unsere erste Meisterschaft bestritten. In deren zweitem Jahr, 1979/80, konnten wir mit ihr die Landesmeisterschaft in Reischach bestreiten, wo ich bereits als Betreuer mitwirkte und wir Platz 4 erreichen konnten.

1980 kam es dann zu einem größeren Wandel im Verein: sechs Mitglieder des damaligen Ausschusses sind aus dem Gremium ausgeschieden, welches somit rundum erneuert wurde. Ich war weitaus der jüngste unter den Neuen, natürlich, aber es war zu jenem Zeitpunkt eine Aufbruchsstimmung zu vernehmen: wir haben dann auch in Mattia Martucci einen neuen Trainer verpflichtet. Der Platz war damals noch ein wenig kleiner und von einer Laufbahn flankiert, aber er war für uns alle damals in den ersten Jahren eine tolle Geschichte und Teil einer größeren Entwicklung.

MAXI: Richard, du bist 1981 vom damaligen Präsidenten Heini Huber gefragt worden, um in Terlan als Jugendtrainer zu arbeiten, richtig?

RICHARD DEGASPERI: Ganz genau. Heini hat mich damals gefragt, als Präsident, der 1980 das Ruder übernommen und neue Ideen in den Verein gebracht hatte. Aber auch ich würde gerne an dieser Stelle noch ein wenig weiter hinten beginnen: unsere ersten Erlebnisse mit dem Fußball haben nämlich viel früher begonnen. Karl und ich scherzen immer, dass wir bei der Gründung des AFC Terlan 1970 beide zwar erst neun Jahre alt gewesen wären, aber uns damals mit Sicherheit irgendwo vor dem Lokal, in dem der Verein gegründet wurde, herumgetrieben hätten und am liebsten wohl reingegangen wären (lacht). Unsere Fußball-Begeisterung ist aber eigentlich auf dem alten Platz, wo heute der Recyclinghof steht, entstanden, wo wir stets bei Tag, aber auch oft bei Nacht, gespielt haben. Nun kann ich vielleicht endlich die Geschichte erzählen, eine Anekdote, die ich eigentlich bei der Ehrung im Juni bringen wollte: ich habe auf dem ganzen Platz mit Georg Malfatti gegen Karl und Otti Palese im Zwei-gegen-Zwei gespielt. Getroffen hatten wir uns um 8:10 Uhr, dann haben wir die Teams gebildet – nach einer Minute haben wir das 1:0 gemacht. Um 19:38 Uhr, diese Uhrzeit hab ich noch im Kopf, es könnte aber auch etwas früher gewesen sein, war die Partie dann endlich beendet – und es stand dann 87:9 für Palese und Elsler. Georg und ich haben dann eine Woche lang nicht mehr mit ihnen gesprochen (beide lachen). Nein, um jetzt wieder auf die Frage nach den Anfängen zurückzukommen, unsere Riesen-Begeisterung ist schon ein wenig dadurch entstanden, dass in unserem Jahrgang viele vom Fußball begeistert waren – das spiegelt ein wenig deinen Jahrgang, Maxi [1998, Anm. d. Red.], wider, mit dem Unterschied, dass wir einzig keinen Trainer gehabt und somit alles selber organisiert haben. Vielleicht konnten wir uns aber damals so in Organisation und ähnlichem üben: unsere Sampdoria-Trikots, die mittlerweile auch Legendenstatus haben, haben wir uns etwa auch selbst gekauft, jeder musste 8.000 Lire hinblättern und dann sind wir zum „Sport Niedermair“ gefahren und haben uns diese Leibchen, Hosen und Stutzen abgeholt. Nur, um einige dieser frühen Geschichten, an die wir uns bis heute gerne erinnern, anzuführen.

KARL: Gespielt haben wir auch oft gegen Siebeneich, unser Highlight war dann ein Turnier in Andrian, an dem unser Jahrgang stets teilgenommen hat. Wir haben eigentlich alles selbst organisiert, ganz ohne Trainer oder Koordinator – und das haben wir später dann für den Verein einfach auch so gemacht.

RICHARD: Genau, etwa, als wir in der Saison 1980/81 in Terlan und Andrian die VSS-Endspiele ausrichten durften. Zum ersten und bislang einzigen Mal in der Vereinsgeschichte war unsere A-Jugend beim Höhepunkt zum Ende der Spielzeit zuhause mit dabei. Wir haben Spiele in Terlan und auch in Andrian ausgetragen. Ich war damals noch beim Militär, bei den Finalspielen dann aber vor Ort – und habe mitgeholfen, da ein riesiger Arbeitsaufwand zu verrichten war – wir haben etwa Tribünen aufgestellt…

KARL: Genau! Und auf dem heutigen Parkplatz eine große Theke errichtet.

RICHARD: Stimmt. Ich habe, wie gesagt, im März 1981 meinen Militärdienst beendet und Heini kam im April erstmals auf mich zu, um mir den Job als Jugendtrainer anzubieten. Mit den Finalspielen im Juni 1981 hat sich dann gewissermaßen herauskristallisiert, dass ich in der Folgesaison die B-Jugend übernehmen würde.

[Es folgt ein Ausschnitt, wo die beiden, unter der leichten Mithilfe einer VSS-Broschüre, mit schlafwandlerischer Sicherheit und unglaublichem Gedächtnis über ihre Gegner in der A-Jugend-Meisterschaft 1978/79 sowie über die angesprochene, erreichte Landesmeisterschaft 1979/80 in Bruneck/Reischach und das Heimfinale 1981 sinnieren]

RICHARD: Meine erste Mannschaft, die ich trainieren durfte, war ein Mix aus den Jahrgängen 1968, 1969 und 1970 – sogar einige 1967er waren dabei, da der Stichtag früher nicht der 1. Januar, sondern der 1. Juli war. Den Jugendfußball in Terlan, das kann ich schon sagen, haben wir ein wenig initiiert: die ersten Jugendtrainer waren Max Stricker, Anton Paccagnel, Oswald Zanon und Paul Runer – diese vier haben die ersten Jahre betreut. Dann kam Hans Schanung, der in der Jugend auch einiges bewirkt hat. Das waren unsere ersten Coaches, mit mir. 1981 kam es, wie gesagt, zu meiner Initialzündung, als ich im Herbst mein erstes Team übernehmen durfte – diese Truppe, das möchte ich noch erwähnen, ist mir wirklich ans Herz gewachsen: ich habe viele Jahre mit ihr zusammengearbeitet, die Jungs sind bis heute unsere einzigen Landesmeister, einmal in der Leistungsklasse und einmal im VSS-Finale waren sie siegreich. Die Revivalfahrt nach Niederdorf [dem Ort des Landesmeistertitels 1986, Anm. d. Red.] ist für 2026 bereits organisiert – mal gucken, ob wir sie überleben (lacht).

MAXI: Räumen wir sogleich eine der Klischeefragen aus dem Weg: hättet ihr euch jemals gedacht oder ausgemalt, dass wir über 40 Jahre später heute hier sitzen und über eure unglaubliche Tätigkeit all die Jahre sprechen?

KARL: Nein, so weit plant man nicht – kann man auch nicht planen. Man macht etwas einfach, solange man Freude daran hat. Das plant man nicht.

RICHARD: Ganz genau so ist es. Der Fußball war einfach schon immer eine Passion für uns, die sich nahtlos in die Vereinstätigkeit übertragen hat. Wir sind, wie bereits zuvor erwähnt, von Kindesbeinen an Tag und Nacht auf dem alten Platz gewesen – diese Leidenschaft hat sich dort entwickelt und uns stets begleitet.

KARL: Wobei man auch sagen muss – und dieser Aspekt ist nicht allen bekannt – dass damals alles auf der Kippe stand: wäre der Fußballplatz 1976 nicht gekommen, hätten wir alle wahrscheinlich Handball gespielt. Es gab einen Handballplatz und der damalige Werklehrer, Jörgl Melojer, war zu jener Zeit für Bozen aktiv und hat mit uns zwei Mal die Woche trainiert. Wir hatten in jener Sportart auch bereits einige Turniere bestritten – somit wäre das sehr wohl eine Alternative gewesen. Mit der Errichtung des Fußballplatzes wurde dann aber der Fußball für uns alle wichtiger. Aber es hätte tatsächlich alles anders kommen können.

RICHARD: An dieser Stelle sollten wir deshalb einen wichtigen „Personaggio“ erwähnen, nämlich Heini Huber, der für unsere Jugend einen starken Weitblick gehabt hat. Zu jener Zeit gab es noch kein geregeltes Training, man hat sich allerdings häufig zu Freundschaftsspielen verabredet und hat gespielt.

[Es folgt eine Anekdote zu einem der ersten Freundschaftsspiele der Terlaner Jugend in Lana, wo man – zwischen Bus und Bahn – mit 26 Spielern aufgetaucht war, dann allerdings von rund 15 Lananer Top-Spielern eine Haube sondergleichen kassiert hat: nach 5 Minuten stand es 0:3, nach zehn Minuten gar 0:7. Die beiden Trainer, Stricker und Paccagnel, haben daraufhin immer mehr Spieler auf den Rasen geschickt, mit der Zeit spielte man 22 gegen 11 und fuhr dann, nach der Niederlage, hoch enttäuscht mit dem Zug wieder nach Hause.]

RICHARD: Mit Heini allerdings kam dann ein geordneter Ablauf rein: meine Teams, etwa, haben bereits zwei Mal die Woche fix trainiert.

KARL: Das ist richtig. Anfangs haben alle Teams auf dem „Platzl“ trainiert, wo es – wie auch auf dem neuen Feld – noch keine Lichtanlage gab. Nach dem zweiten Aufstieg in die zweite Amateurliga hat man beschlossen, dass die erste Mannschaft auf dem neuen Platz unten trainieren darf. Daraufhin wurden dort – in Eigenregie – die Lichter angebracht. Die Jugend trainierte nach wie vor auf dem alten Platzl, um den Rasen zu schonen. Nach und nach wurde es dann intensiver.

RICHARD: In Eigenregie ist ein gutes Stichwort. Die Lampen wurden von der Firma Mitterer geliefert, man hat sie allerdings draußen auf dem Parkplatz liegen gelassen. Ich habe dann sogleich versucht, eine der Stangen aufzuheben, ohne Erfolg – somit habe ich die mühevolle Arbeit den Elsler-Brüdern überlassen (lacht).

MAXI: Ihr habt gegen Ende der 1970er und auch in den 1980ern beide in der ersten Mannschaft gespielt. Karl, du warst auch Teil der Meistermannschaft, die 1984/85 ungeschlagen in die zweite Amateurliga zurückgekehrt ist…

KARL: Das stimmt. In jenem Jahr bin ich vom Studium zurückgekehrt und habe sechs bis sieben Tage pro Woche auf dem Fußballplatz verbracht: ich habe die A-Jugend trainiert, habe bei der ersten Mannschaft und auch gelegentlich bei der Tschögglberg-Mannschaft gespielt. Das waren vier Trainings (2x A-Jugend, 2x erste Mannschaft) und zwei bis drei Spiele die Woche (A-Jugend, Kampfmannschaft und/oder Tschögglberg). Darüber hinaus mussten wir die Linien mit dem Kalkwagen zum Teil selber auf den Rasen ziehen.

MAXI: Wie war damals das Verständnis einer ersten Mannschaft? Dieser Aspekt muss sich auch über die Zeit extrem gewandelt haben: wie haben etwa die Trainings ausgesehen? Musste man auch damals bereits weitere Strecken für Auswärtsfahrten zurücklegen? Wie war es damals, ein Spieler der Kampfmannschaft zu sein?

RICHARD: Das Thema der ersten Mannschaft ist an mir, das kann ich getrost sagen, eher vorbeigegangen – ich hatte nicht unbedingt das fußballerische Talent, ich war eher der Reservespieler meines Bruders. Karl hingegen hat in der Aufstiegssaison 1984/85 mehr oder weniger alle Spieler bestritten.

KARL: In jener Spielzeit schon, aber ansonsten auch nicht immer (lacht).

RICHARD: Von meiner Seite sage ich bezüglich meiner Karriere in der Kampfmannschaft immer: ich habe es früh genug verstanden, dass ich auf die andere Seite wechseln sollte (lacht). Ich war mit meinem Kopf eigentlich immer im Jugendsektor drin, das Trainerdasein hat mich viel mehr motiviert – das war mein Ding. Das Spielen selbst hingegen – ich habe viel in der Tschögglberg-Meisterschaft gespielt – war dann eher zweitrangig.

KARL: Vielleicht zur Erklärung: für die Tschögglberg-Meisterschaft wurde nicht trainiert, man hat sie nur gespielt – sie war optimal für einige Spieler aus der ersten Mannschaft, die dort gerade nicht so zum Zug gekommen sind, um Spielpraxis zu sammeln. Sie haben bei denen also ausgeholfen, die sich sonntags zu den Partien getroffen haben [man kann jenes Team also als Vorgänger der heutigen Freizeit-Mannschaft verstehen, Anm. d. Red.]. Zum Training der ersten Mannschaft würde ich, im Unterschied zu heute, sagen: wenig Ball, sehr wenig Ball.

RICHARD: Ganz genau.

KARL: Viel Laufen stand auf der Tagesordnung, den Ball hat man erst ganz am Ende gesehen – aber nur, wenn man zuvor ordentlich trainiert hatte. Zu den Zeiten der Trainings auf dem Platzl oben war der Ball ein ganz besonderes Thema: einen Lederball hat es zu jenen Zeiten fast noch nicht gegeben. Bei uns in Terlan hatte Konrad Harrasser, ein älterer Fußballer, als einziger einen in Besitz – und wir sind stets zu ihm gegangen, um ihn uns auszuleihen. Damals ging man nicht einfach in den Geräteraum und suchte sich einen Ball aus – es war eine wahre Rarität, ein Luxusgut.

RICHARD: Und damit auch mit einer Kostenfrage verbunden.

MAXI: Wie wir bereits angeschnitten haben, wart ihr bereits während, aber vor allem nach euren aktiven Karrieren in der ersten Mannschaft im Jugendsektor tätig – zunächst als Trainer und Betreuer, später dann als Koordinatoren oder auf organisatorische Weise. Worauf wurde ab der Ära Heini Huber beim Aufbau des Jugendsektors, dessen Entwicklung ihr seit seiner Entstehung entscheidend mitgeprägt habt, Wert gelegt? Auch im Unterschied zur heutigen Zeit?

RICHARD: Meine Idee vom Jugendfußball war anfangs stets, daran kann ich mich gut erinnern, dass wir zwei Trainings pro Woche machen wollten, zusätzlich zum Spiel am Wochenende. Mehr als zwei Einheiten haben wir nie gemacht. Die ersten drei Jahre habe ich stets meine Mannschaft gehabt, über die wir zuvor gesprochen haben – damals waren Sepp Runer und Toni Humml meine jüngsten Spieler. Der große Unterschied zu heute, wo alle Spieler schön nach Jahrgängen strukturiert in den einzelnen Mannschaften spielen, ist schon beträchtlich: früher haben teilweise drei Jahrgänge, wenn nicht sogar vier, in einem Team gespielt. Die ersten sechs oder sieben Jahre haben die Trainings auf dem „Platzl“ stattgefunden, wie gesagt mit zwei Einheiten pro Woche. Mannschaftsmäßig, das muss man auch sagen, hat es nicht die ganzen verschiedenen Kategorien von heute gegeben – meistens hatten wir eine A-, eine B- und eine C-Jugend. Unsere allererste Jugendmannschaft war eine B-Jugend, für die wir zwei damals schon zu alt waren. Im Jahr darauf spielten wir dann dafür in unserer allerersten A-Jugend mit. Gespielt wurden stets die VSS-Meisterschaften, mit den Ligen des italienischen Verbandes (LEGA) haben wir uns erst nach der Einführung unserer Junioren-Mannschaft Ende der 1980er befasst.

KARL: Das ist richtig, der VSS hat im Jahre 1981 dann die C-Jugend-Meisterschaft erst ins Leben gerufen – und wir haben sofort eine Mannschaft stellen können. Im dritten Jahr wurden die Jungs von Trainer Erwin Runer 1983/84 Bezirks- sowie Vize-Landesmeister. Jene Jahrgänge gingen von 1971 (Hubert Schwarz und Andrea Silvestri) bis 1974 (Markus „Speiser“ Pichler).

RICHARD: In jener Zeit, zu Beginn der 1980er Jahre, hat das Jugendtraining angefangen, strukturierter zu werden. Hans Schanung hat eine Truppe trainiert, Erwin Runer die zweite und ich die dritte. Eigentlich haben wir seither stets jene drei Teams stellen können.

MAXI: Kommen wir zu den größten Erfolgen unserer Jugendteams, die auch zu jener Zeit kamen: der Gewinn der Leistungsklasse 1982/83 [eine Liga mit allen Bezirksmeistern der B-Jugend der vorangegangenen Saison, Anm. d. Red.] sowie der Landesmeistertitel der A-Jugend am 22. Juni 1986 in Niederdorf. Richard, du hast beide Teams trainiert, eine sogar zusammen mit Karl, was hat jene Mannschaften so besonders gemacht?

RICHARD: Das ist richtig, die Mannschaft der Landesmeister 1985/86 hat Karl in der Hinrunde trainiert – ich habe sie in der Rückrunde dann übernommen. Ich glaube, und darüber reden wir heute noch, sie war eine echte Einheit – ein Aspekt, der im Fußball bis heute extrem wichtig geblieben ist. Die Jungs haben echt zusammengehalten. Diese Meisterschaft habe ich heute noch vor mir: am letzten Spieltag hatten wir unser Spiel gewonnen und sind dann alle, als vorübergehender Tabellenführer, nach Haslach gefahren, um der Partie unseres direkten Konkurrenten aus Kurtatsch beizuwohnen. Haslach konnte jenes Spiel für sich entscheiden und hat uns so zum Meister gekürt. Somit konnten wir uns auch für die Landesmeisterschaft qualifizieren, wo wir im Halbfinale im Format des Hin- und Rückspiels auf Toblach getroffen sind. Sowohl in Toblach als auch zuhause hat es ein 1:1 gegeben, im Elfmeterschießen konnten wir uns dann mit 5:4 durchsetzen, wobei Toblach einen Bombenstürmer in seinen Reihen aufwies, der uns verrückt gemacht hat – nur hat er in jenen Partien nicht getroffen. Die Story vom Landesmeisterschaftsfinale gegen Ulten in Niederdorf hat in unserem Verein mittlerweile Legendenstatus erreicht: der SV Ulten hatte damals einen Kader, der eigentlich dreimal besser war als der unsere. Sie hatten ihren Kreis mit rund 130 Toren – bei nur sechs Gegentreffern – gewonnen, wir hingegen hatten eine Tordifferenz von 38:12. Die Geschichte ist dann eigentlich vielen bekannt: wir sind einen Tag früher hinausgefahren, haben im Pustertal übernachtet, die Jungs wollten das WM-Spiel der Deutschen gegen Marokko mitten in der Nacht im TV schauen und sind erst um 2 Uhr morgens ins Bett. Einige jungen Fans, die mit uns mitgefahren waren, standen bei der Team-Präsentation anstelle der Spieler stundenlang in der sengenden Sonne, sodass sich letztere noch ausruhen konnten. Es hat an jenem Tag einfach alles zusammengepasst. Die Kirsche auf der Torte war das Spiel selbst: wir mussten viel verteidigen, haben uns irgendwie ins Elfmeterschießen gerettet, wo Markus „Godi“ Platter alle drei Elfer entschärfte, unsere Jungs allesamt trafen. Und Christian „Tittl“ Oberhofer hat sie heute noch heiß, dass er selbst nicht mehr zum Schießen kam – auch diese Mentalität hat die Mannschaft ausgemacht.

MAXI: Als Architekten des bis dato größten Erfolges eines Terlaner Jugendteams kann an dieser Stelle nur eine Frage kommen: wird man euch jemals wieder auf der Trainerbank erleben?

KARL: Ich glaube nicht. Eine Sache, die mir diesbezüglich geblieben ist: wir hatten in Hans Schanung einen Trainer, der nach seiner ersten Tätigkeit als Übungsleiter eine längere Pause eingelegt hat, um nach einigen Jahren wieder zurückzukehren. Nach seinem Comeback wurde ihm relativ schnell klar, da er nach seiner Auszeit schon zu weit weg von den Jungs und somit nicht mehr imstande gewesen wäre, ein effektiver Coach zu sein. Er hätte es nicht mehr ausgehalten, weil sich vieles – und wahrscheinlich auch er selbst – sich ein wenig verändert hatte. Was ich damit sagen möchte, ist: wenn man aus besagter Rolle und Situation eine Weile draußen ist, gestaltet es sich als äußerst schwierig, später wieder anzufangen – weil man unter Umständen zu viel daran denkt, wie es einmal war. Es wird mit der Zeit einfach anders. Entweder ist man in der Lage, sich auf diese neue Situation einzustellen, oder es funktioniert nicht, weil man in der Erinnerung lebt. In Bozen gab es einen Trainer, der bei Stella Azzurra auch bis ins hohe Alter von 80 Jahren stets noch die jungen Kicker trainiert hat – er hat allerdings nie damit aufgehört, und das ist ein wichtiger Unterschied.

RICHARD: Da bin ich deiner Meinung, Karl. Ich muss ehrlich sagen, ich habe zehn bis zwölf Jahre nur trainiert. In einer Spielzeit ist es auch so weit gekommen, dass ich gar drei Teams zugleich gecoacht habe – in jener Zeit haben wir auch stets die Vilpianer zu den Trainings nach Terlan gefahren, sodass ich in einer Woche mit Spielern der verschiedenen Mannschaften sicherlich acht Mal nach Vilpian und wieder zurück gefahren bin. Irgendwo war man selbst dann auch mal erschöpft. In der Saison 1990/91 ist dann Gian Paolo Boratti zum Verein gestoßen, eine weitere ungemein wichtige Personalie für unseren Club, die immens viel für uns geleistet hat. Mit seiner Ankunft konnte ich meinen Wirkungsbereich vom Trainerdasein hin zur organisatorischen Leitung des Jugendsektors verschieben – Paolo hat zwischendurch ebenso drei Teams trainiert. Auch ich wollte allerdings nach besagtem Wechsel nicht mehr zurück auf die Trainerbank, ich bin Gian Paolos Teams eher als Organisator zur Seite gestanden. In den letzten 25 Jahren ist es allerdings zu einer erkennbaren Entwicklung gekommen, im Rahmen derer junge, motivierte, sehr gut vorbereitete Trainer – Andreas Schrott, Meinhard Demichiel, Stefano Fraccaro, Robert Zen, Elmar und Martin Albenberger, um nur einige zu nennen – zu uns gestoßen und auch sehr lange Zeit geblieben sind. Sie haben uns sehr weitergebracht und uns somit sehr geholfen – auch mit anderen Methoden: ich, zum Beispiel, war ein Trainer, der sehr fokussiert auf seine zehn, elf, zwölf Spieler war und ziehe meinen Hut vor den heutigen Coaches, die imstande sind, alle viel mehr mitzunehmen und miteinzubeziehen. Für mich denke ich also stets: die ersten zehn bis zwölf Jahre war ich mit Herzblut Trainer, danach habe ich acht bis zehn Jahre lang den Organisator für Gian Paolos Teams gegeben – und dann habe ich, auch bedingt durch das stetige Wachstum an Mannschaften, endgültig die Koordination des Jugendsektors übernommen, da im Laufe der Zeit auch viel mehr Menschen, Spieler wie Trainer, zu einem Teil von ihm wurden.

MAXI: Super Überleitung zum nächsten Punkt, den wir gerne ansprechen möchten, nämlich eure Ausschusstätigkeit und das ganze Rundherum. Diese extrem lange Zeit hat mit Sicherheit auch ihre Höhen und Tiefen gehabt. Was war in all den Jahren – für euch persönlich innerhalb des Gremiums, aber auch für den Ausschuss und den Verein in dieser Zeit insgesamt – die größte Herausforderung, wenn ihr so zurückblickt?

KARL: Wahrscheinlich als Verein in unserer Mentalität zum ersten Mal einen Sprung auf eine neue Ebene zu vollbringen. Mit Mattia Martucci haben wir angefangen, Kontinuität hineinzubringen. Dann kam Silvano Cassini, mit dem wir zwei Mal hintereinander bis in die 1. Amateurliga aufgestiegen sind – jedoch wiesen wir zu jenem Zeitpunkt noch die Mentalität einer Mannschaft aus der 2. oder 3. Amateurliga auf. Dieser Mentalitätssprung erfolgte dann mit Andrea Danieli: mit ihm haben wir endlich den Gedanken entwickelt, dass wir eigentlich auch in höheren Ligen spielen könnten. Dieses Bewusstsein, dass wir mehr können, ist ins uns gereift. Zu jenem Zeitpunkt wurde auch das dritte Training innerhalb einer Woche eingeführt – und wir, als Verein, haben somit auch eine Entwicklung durchgemacht. Auf einmal wurde aus einem 3. Amateurliga-Club ein 1. Amateurliga-Club –  ein Schalter wurde umgelegt. Auch, als wir in jener Zeit einmal in die zweite Liga abgestiegen sind, ist dies in uns dringeblieben: wir haben, zum Beispiel, immer noch an den drei Trainings festgehalten – und schlussendlich die Meisterschaft gewonnen. Außerdem wurde in jener Phase auch das „Fuaßbollblattl“ eingeführt. Das Ganze gipfelte dann im allerersten Aufstieg in die Landesliga 1997. Das war einfach etwas Besonderes. Einen weiteren Schritt haben wir dann unter Roberto Cortese vollbracht, als wir in der Landesliga auf dem dritten Platz gelandet sind – in jener Phase haben wir damit begonnen, mit der ersten Mannschaft mitzufiebern, und auch vom Verein aus versucht, die Sachen zu optimieren: wir haben einen Physiotherapeuten und einen Torwart-Trainer engagiert. Es wurde also viel mehr in die Vorbereitung investiert. Jene Dinge, die heute vielleicht logisch erscheinen, sind damals mit großem Aufwand in Gang gesetzt worden. Vor allem aber hat es in Sachen Einstellung eine Änderung gebracht. Das war mit Sicherheit eine Herausforderung.

RICHARD: Da bin ich mit Karl einer Meinung: der große Einschnitt war für mich auch die Saison 1995/96, als Andrea Danieli zu uns gestoßen ist. Zu jenem Zeitpunkt wurde nämlich vom Verein aus eine bestimmte Änderung im Hinblick auf die auswärtigen Spieler vorgenommen – auch das muss erwähnt werden: von 1980 bis 1995 haben wir stets nur mit eigenen Spielern aus unserem Dorf und unserer Jugend gespielt – die frühen Jahre des FC Terlan müssen wir als Ausnahme rausnehmen, da in jener Zeit viele Bozner bei uns spielten. Aber der Grundsatz des Clubs war zu jener Zeit, dass man keine auswärtigen Spieler verpflichten wollte. In der Ära Danieli hat sich dies allerdings geändert: dieser Impuls ist auch von den damaligen Spielern, die am Ende ihrer Karrieren standen, ausgegangen. Ihre Argumentation war, dass man stets „nur“ in der dritten oder zweiten Amateurliga gespielt habe und man mit Neuzugängen evtl. selbst doch auch höher spielen könnte. Der Verein hat sich dann eine Grenze von zwei auswärtigen Spielern pro Saison gesetzt, die später auf drei erhöht wurde. In der Spielzeit 1995/96 wurden wir zwei also auch in der Spielersuche aktiv – Karl war dabei eher immer der „Closer“, der „Abschließer“, ich und weitere hingegen haben zwischendurch immer wieder einmal ein paar Kandidaten gefunden. Jedes Jahr hat sich also das Thema ergeben, Spieler zu suchen und Spieler zu finden – auch eine nennenswerte Herausforderung. Oft hat es dabei auch mit den Neuzugängen gepasst, eine Tatsache, die sich wie ein roter Faden durch unsere Vereinsgeschichte zieht: jene Leute, die zu uns gestoßen sind, sind normalerweise nicht nur fünf Minuten geblieben, sondern viel länger. Das ist ein großer Segen: wir sind stets gut miteinander ausgekommen – und die finanziellen Rahmenbedingungen scheinen auch gepasst zu haben (lacht). Dieser Weg wurde vor nunmehr knapp 30 Jahren eingeschlagen und mehr oder weniger sind wir diesen Kurs seither gefahren – eine sehr, sehr lange Zeit und eine beträchtliche Herausforderung. Walter Oselini war dann über die letzten acht Jahre der letzte bedeutsame Baustein in diesem gesamten Konstrukt, aber zwischen Cortese und Oselini hat es auch schwierige Momente gegeben – etwa gewisse Trainer oder Spieler, die nicht zu uns gepasst haben, was immer mal wieder vorkommen kann und vorkommen wird.

MAXI: Was war in all dieser Zeit für euch, im Gegensatz dazu, die größte Errungenschaft beziehungsweise die größte Genugtuung?

RICHARD: Die größte Genugtuung waren, um an die vorherige Frage nochmals anzuknüpfen, sicherlich die Äras Danieli, Cortese und Oselini. Die drei sind zudem lange im Verein geblieben, im Falle von Danieli auch zweimal zurückgekehrt. Da reden wir von insgesamt über 16 Jahren, die uns wirklich viel gegeben haben: Danieli war insgesamt über fünf Jahre bei uns, Cortese deren drei, Oselini gar deren acht. Das waren Phasen, die sehr gut gewesen sind, wo auch die Spieler, die von außen zu uns gestoßen sind, einen großen Mehrwert gebracht haben.

KARL: Ich bleibe bei meiner Antwort von vorher – die größte Genugtuung ist eben jene, dass wir unter Danieli geschafft haben, uns eine neue Mentalität anzueignen. Cortese hat selbige dann nochmals ein wenig weiterentwickelt. Danach ist einige Jahre, aus vielen bestimmten Gründen, auch einmal etwas daneben gegangen – aber die Tatsache, Lehren daraus gezogen zu haben und mit Walter Oselini wieder Kontinuität auf einem hohen Leistungsniveau hinzukriegen, ist in meinen Augen eine große Errungenschaft und nicht selbstverständlich.

RICHARD: Da wir jetzt von den auswärtigen Spielern und Trainern sprechen, möchte ich noch etwas anführen: die entscheidenden Personalien sind und bleiben die einheimischen Spieler. Wenn es gut lief, haben auch die auswärtigen Spieler stets ihren großen Teil dazu beigetragen – wenn es hingegen nicht so gut lief, ging stets von den Terlanern die treibende Kraft aus, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen. In Krisenzeiten haben sich aus diesem Grund stets die „Einheimischen“ als wichtiger erwiesen. Aber auch in guten Zeiten gaben sie auch oft den Ausschlag: Mister Danieli hat mit Sicherheit irgendwo vom harten Kern der Jahrgänge 1967 bis 1970 profitiert, das glaube ich sagen zu können. Spieler wie Albenberger, Humml, Christian Oberhofer, aber auch Markus Platter und Stefan Nigg, um nur einige zu nennen – ich möchte keinen vergessen – konnten einem Trainer das gewisse Etwas geben. Jede Ära, die gut verlaufen ist, war stets von einem starken Kern an einheimischen Spielern geprägt.

KARL: Ganz genau, wenn diese eine eingeschworene Gruppe waren, richtig. Eine Sache ist, dass man mit den paar auswärtigen Spielern natürlich in der Lage ist, etwas hinzuzufügen, aber man braucht insgesamt eine solide Truppe, die eine absolute Einheit ist, die stabil ist und die Leistung bringen kann – und das hängt sicherlich manchmal auch davon ab, welche Jahrgänge gerade im Kader drin sind.

RICHARD: Walter Oselini hat sicherlich auch vom harten Kern des Jahrgangs 1992 profitiert – u.a. Elias Erschbamer, Julian Vasselai, Lukas Malfatti, Florian Ausserer – die sicherlich eine gute Gruppendynamik gebildet und ein opportunes Mannschaftsklima geschaffen haben, in dem alles gepasst hat.

MAXI: Was war euer schönstes Erlebnis mit dem AFC Terlan in all diesen Jahren? Es werden sicherlich viele unvergessliche Momente darunter sein…aber einer, der euch sofort in den Sinn kommt?

RICHARD: Es sind so viele, aber ich erinnere mich einfach gerne an Typen wie „Esso Walter“ Oberrauch, wie er im Finale der Landesmeisterschaft 86 den Ultner Top-Stürmer Königsrainer gedeckt hat, der eigentlich nicht zu decken war. Walter hingegen war nicht unbedingt mit dem allergrößten Talent gesegnet, aber er hatte stets diesen unbändigen Willen, dass er sein Gegenüber so gut wie gar nicht zum Zuge kommen ließ. In der Verlängerung zog ja damals bekanntlich ein Gewitter vorbei und der Unparteiische hat uns gefragt, was wir tun sollten. Unsere Jungs waren zu jenem Zeitpunkt bereits extrem müde und wurden von den Ultnern in die eigene Hälfte geschnürt, weshalb wir natürlich für eine Unterbrechung plädierten, die dann auch zur Tatsache wurde. Dies war unser großes Glück, denn die Ultner waren wirklich dermaßen am Drücker, dass das Ganze wohl nicht mehr lange gut gegangen wäre und ein Gegentor früher oder später kommen musste. Und Walter kam in der zweiten Hälfte mal kurz nach draußen auf die Bank und sagte mir: „Rich, i dorpocks oanfoch nimmer…“ – ich gab ihm nur folgendes mit auf dem Weg: „Und wenn er afn Haisl geaht: du geasch olm mit!“ „Guat, nor moch i sell“, war einfach seine Antwort, und weiter ging‘s. Sicherlich eine meiner Lieblings-Stories in dieser langen, langen Zeit – aber wie gesagt: es gibt so viele wunderschöne Dinge, so viele Momente, die ich an dieser Stelle erzählen könnte. Man lernt so viele tolle Menschen kennen. Ich habe erst vor Kurzem einmal hochgerechnet: 44 Jahre im Jugendsektor, rund zehn Kids pro Jahrgang, das Dorf alleine hat rund 3.000 Einwohner, dann komme ich auf ca. 600 Leute – dann hat ja ca. ein Fünftel hier Fußball gespielt. Man hat mit so vielen Menschen zu tun gehabt, einfach schön: noch heute tauscht man eben solche Geschichten aus, die uns für immer begleiten werden.

KARL: Ein besonders schöner Moment für mich war das Entscheidungsspiel um den Aufstieg in Nals gegen Schenna 1984/85, das wir nach der ungeschlagenen Meistersaison auch noch für uns entscheiden konnten und somit in die 2. Amateurliga aufgestiegen sind. Damals habe ich auch selbst gespielt, dann erlebt man das natürlich mit einer ganz anderen Intensität als ein Zuschauer oder Funktionär. Oder aber auch der Aufstieg mit Roberto Cortese in der Saison 2000/01, wo wir ja bis zum Ende hin hinter unseren Rivalen aus Nals lagen und sie erst am vorletzten Spieltag überholen konnten – das sind natürlich sehr schöne Momente (lacht).

RICHARD: Irgendwo müssen wir ja auch die Nachbarn unterkriegen (lacht).

MAXI: Liebe Grüße nach Nals an der Stelle (alle lachen).

KARL: Auch die Rettung in letzter Sekunde in unserer Premierensaison in der 1. Amateurliga [1992/93, Anm. d. Red.], wo Günther Rainer am letzten Spieltag beim 4:1-Heimsieg gegen Latsch einen Hattrick erzielt hat – das sind Momente, die man nie mehr vergisst.

RICHARD: Ja, das waren schon große Emotionen. Die Erfolge, aber auch manchmal ein Misserfolg, haben natürlich einen zum Überlegen angeregt, um bestimmte Dinge besser zu machen. Was ich sagen kann, ist, dass wir zwei immer zumindest versucht haben, unser Bestes zum Wohle des Vereins zu geben, um einiges zu bewegen.

MAXI: Diese Frage ist vielleicht sogar ein wenig frech, aber gibt es, wenn ihr nun ein wenig zurückblickt, eine Sache, die ihr eventuell noch gerne vollendet bzw. weitergebracht hättet? Gibt es einen Aspekt, der euch noch länger beschäftigt hättet? Manchmal denkt man sich danach ja noch: „Ah, des war iatz schun no bärig gwesn…“

RICHARD: Nein, eigentlich nicht.

KARL: Doch, sicherlich: wenn es uns gelungen wäre, nur um es einmal geschafft zu haben, in die Oberliga aufzusteigen. Das wäre natürlich eine tolle Geschichte gewesen – nicht um jeden Preis, aber das wäre schon nochmals besonders gewesen. Wir haben ja nicht alles dafür getan, andere Vereine haben viel mehr investiert, darum ging es ja nicht – aber wenn es uns gelungen wäre, das hätte was gehabt, das hätten wir noch gerne mitgenommen (lächelt). Wobei ich auch anführen möchte, dass die Landesliga eine sehr tolle, sehr ausgeglichene Liga ist – immerhin ja die höchste Provinz-Meisterschaft. Aber einmal oben hineinzublicken, nur um zu sehen, ob dies auch gehen würde, wäre schon interessant gewesen. Vielleicht reift das ja noch, dass wir uns in diese Richtung hin entwickeln – wobei man natürlich auch sehen muss, dass gewisse Clubs, die sich aktuell schwertun, die Oberliga zu halten, schon teilweise bereits sehr viel investieren. Dann stellen sich natürlich die Fragen, ob wir das wollen und ob wir das jetzt bereits schon wollen.

RICHARD: Wenn man allerdings die Vereine anschaut, die in den letzten Jahren in der Oberliga gespielt haben, muss man sagen, dass sie allesamt gut strukturiert sind und in finanzieller Hinsicht auch eine etwas andere Gebarung aufweisen. Die üblichen Verdächtigen – Brixen, Obermais, Bozner FC, St. Pauls, Tramin, auch Naturns, auch wenn sie aktuell in der Landesliga spielen – sind einfach traditionsmäßig noch etwas anders aufgestellt, kommt mir aktuell noch vor. Von den einheimischen Spielern bleibt bei ihnen allerdings dann leider manchmal nicht mehr so viel übrig, was wiederum sehr schade ist. Aber wir waren ja einmal sehr nahe an der Oberliga dran – immerhin waren wir 2002 als Landesliga-Aufsteiger vier Spieltage vor Schluss Tabellenführer. Auf dem Papier waren die verbleibenden Gegner eigentlich ein machbares Restprogramm, mit Ausnahme der direkten Duelle gegen Eppan [0:2, Anm. d. Red.] und St. Georgen [0:1, Anm. d. Red.], wobei uns beim Heimspiel gegen die Pusterer beim Stande von 0:0 ein Tor aberkannt wurde, das zu 100 Prozent regulär war.

MAXI: Zum Ende noch ein paar kürzere, persönlichere Fragen: was hat euch dazu bewogen und angetrieben, so viel Herzblut und Zeit in den AFC Terlan zu investieren?

KARL: Mein Ziel ist es immer gewesen, allen, die in Terlan Lust haben, Fußball zu spielen, eine Möglichkeit dazu zu geben. Auf Basis dieses Grundsatzes versucht man dann natürlich das Bestmögliche in jederlei Hinsicht. Eigentlich aber – und da könnte ich eine andere Mentalität als andere Clubs haben – war und ist der AFC Terlan immer noch ein Dorfverein: und in erster Linie geht es deshalb darum, jedem die Möglichkeit zu bieten, auf jenem Niveau spielen zu können, auf dem er spielen kann. Das heißt, wir haben auch Spielern keine Steine in den Weg gelegt, die in höheren Ligen spielen konnten, weil sie eben die Fähigkeiten dazu hatten. Aber das Credo, jedem die Chance zu geben, Fußball zu spielen – sofern er denn Lust hat – das stand über allem.

RICHARD: Ich war von klein auf ein wahrer Fußball-Fanatiker. Auf meinem Hof, wo ich gewohnt habe, waren meistens viele Kinder zugegen – und wir haben alle Fußball gespielt. Ich habe mich aber auch stets als Organisator und Trainer gesehen – das hat mir auch immer gefallen, mit vielen Leuten zu arbeiten. Der Fußball war für mich stets sehr wichtig und hat mir Emotionen und gute Freunde geschenkt – das war so ein bisschen meine Welt, und ich bin froh, solange ein Teil davon gewesen zu sein. An dieser Stelle sei erwähnt, und da spreche ich auch für Karl, dass vonseiten der eigenen Familie ein Einverständnis gegeben sein muss – mit den ganzen Stunden, die man für den Fußball „verbraucht“ hat, musste man andernorts auch mal auf etwas verzichten. Und wenn dann nicht eine verständnisvolle Frau einem den Rücken stärkt und freihält sowie auch Opfer bringt, hätte ich das alles nie tun können. Somit sei unseren Frauen und Familien ein großer Dank ausgesprochen. Ein zweiter wichtiger Vorteil war in meinem Falle dann auch der Arbeitgeber: die Gemeinde Terlan hat großes Verständnis für mich gehabt. Ich glaube kaum, dass ich – wenn ich in der Privatwirtschaft tätig gewesen wäre – zu einer dermaßen intensiven Vereinsarbeit gekommen wäre. Viele Dinge konnte ich praktisch auch vom Arbeitsplatz aus erledigen. Interessanterweise ist mir das erst in den letzten Jahren aufgefallen: ohne die Gemeinde Terlan hätte ich all dies nie bewerkstelligen können. Und mit Karl verbindet mich ebenfalls sehr viel: wir sind vom selben Jahrgang, wir sind miteinander aufgewachsen, wir sind charakterlich nicht gleich, aber wir haben uns stets sehr gut ergänzt. Er war mehr der Kopf, das Gehirn, hinter der gesamten Geschichte…und ich glaube, dass bei einem guten Funktionieren der Geschicke auch die Menschen dahinter gut zusammenpassen müssen. Karl war immer derjenige, der stets alles gut durchdacht und die wichtigen Entscheidungen getroffen hat – ich hingegen war immer der, der draußen am Feld die ganzen Connections mit den Spielern, Trainern, Betreuern und Eltern geführt habe. Er hat sich allerdings stets auf mich verlassen und ich mich auf ihn. Natürlich haben wir oft auch – gerade, wenn es um bestimmte Spieler ging – diskutiert, aber wir konnten uns immer sicher sein, dass der andere stets das höchste Wohl des Vereins an die erste Stelle setzte. Dabei hat mich immer die beeindruckende Zukunftsvision von Karl inspiriert.

MAXI: Stichwort Zukunftsvision – wo seht ihr „euren“ AFC Terlan in, sagen wir mal, den nächsten zehn Jahren?

KARL: Was ich aktuell sehe, ist eine große Begeisterung, in primis vom neuen Vorstand. Ich hoffe, dass dies auch so bleibt, denn am Anfang ist man natürlich voller Elan und Euphorie. Das, was immer schwieriger werden wird – nicht nur in unserem Bereich, sondern in sehr vielen Sektoren – ist, kontinuierliche Arbeit das gesamte Jahr über zu gewährleisten: darin sehe ich die große Herausforderung der nächsten Zeit. Wenn dies gelingt, dann sehe ich eigentlich noch Luft nach oben. Wenn wir uns die letzten Jahre ansehen, vor allem, was im Jugendsektor geleistet wurde, dann ist für mich einiges drin. Mit der Reform des Sports kommt natürlich eine neue, andere Situation auf die Vereine zu, weil der Aspekt der Bindung ausgehebelt wird – diese Bindung, die bisher bestand, muss also von einer eigenen ersetzt werden, es muss ein emotionales Band entstehen. Das muss man dann imstande sein, zu pflegen: dazu gehört auch, den Spielern die Bedeutung des eigenen Vereins weiterzugeben. Wenn man dazu in der Lage ist, wird man auch erfolgreich sein.

RICHARD: Ich bin da gleicher Meinung. Ich sehe eine große Begeisterung im Ausschuss und bin positiv überzeugt, dass sie es gut machen werden. Das einzige, was mir ein wenig leidtut, ist, dass man mit der Reform des Sports wirklich die jungen Burschen und Mädels vor große Aufgaben bürokratischer Natur stellt – sie haben echt nun mehr zu denken als wir, was viel Arbeit bedeutet. Es sind aber Menschen, die sehr, sehr motiviert sind, die in meinen Augen auch gut gestartet sind. Wie Karl aber bereits erwähnt hat und wie ich bestätigen kann, nach all der Zeit: es geht alles nur über Kontinuität. Wenn dann alle zwei Jahre eine Änderung oder ein bedeutsamer Wechsel kommt – das hingegen wäre nicht so schön. Ich hoffe sehr, dass die bestehende Struktur zumindest für zwei Legislaturperioden so Bestand hat. Ich habe den von Karl initiierten, behutsamen Übergang – wir haben ja bereits vor vier Jahren gesagt, dass wir grundsätzlich am Ende unserer aktiven Ausschusstätigkeit stehen – als sehr gut befunden: so konnten wir bereits einige jungen, frischen Kräfte mit ins Boot holen. Wichtig wäre mir, dass jedoch Kontinuität aufgebaut und gepflegt wird.

KARL: Dass ein paar immer mal wieder ausfallen werden und sich anders orientieren – das gehört dazu. Aber es sollte eine bestimmte Gruppe, ein bestimmter Kern, bestehen, der stets weitermacht.

MAXI: Als letzte Frage habe ich mir notiert, was ihr der neuen Generation mit auf den Weg geben wolltet – da ist nun bereits das Stichwort Kontinuität gefallen. Was aber sollte der AFC Terlan in euren Augen immer bleiben? Was sollten die „Jungen“, die nun so langsam das Ruder übernehmen, nie vergessen?

KARL: Der AFC Terlan sollte immer ein Dorfverein bleiben, wo auch immer wir hingehen. Wenn die Identifikation mit dem Club nämlich da ist, tut man sich auch mit den Problematiken der Reform des Sports leichter. Die Identifikation muss gegeben sein.

RICHARD: Ich glaube, jeder, der neu in den Verein kommt, muss seine eigenen Erfahrungen machen – wir haben auch unsere „Cavolate“ begangen, zwischendurch, was einfach dazu gehört. Auch wir haben schwierige Momente gehabt. Ich sehe einfach in unserem Verein – auch im Trainerwesen – gute, junge Menschen, die mit großem Enthusiasmus dabei sind, obwohl heute sicher vieles schwieriger sein wird: wenn ich meine ersten zehn Jahre mit den letzten zehn Jahren im Club vergleiche, ist das schon ein gewaltiger Unterschied. Deshalb rufe ich die neue Generation auf, sich in Ruhe und Gelassenheit zu üben, auch wenn es nicht immer einfach werden wird. Aber, um nochmals zurückzukommen: ich sehe in diesem Verein junge, motivierte Menschen und kann ihnen, und da spreche ich auch für Karl, nur das Beste wünschen. Wir bleiben jedenfalls voll dahinter und sind immer dazu bereit, mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen, wenn Hilfe gebraucht wird. Aber die Entscheidungen müssen nun von ihnen kommen – und das ist auch richtig so.

KARL: Ganz genau.

RICHARD: Wir haben unsere Zeit geleistet – und jetzt sind die Jungen dran. Vielleicht sollte Karl diesen Ratschlag geben, denn ich habe in jener Hinsicht vielleicht noch ein paar Sachen zu lernen, aber geht mit einer gewissen Gelassenheit die Dinge an, dann wird alles gut.

Karl freut sich sehr über die eingravierte Uhr

Richard bedankt sich beim AFC Terlan für die schöne Zeit – Für immer AFC Terlan